Dieses Kapitel ist den Erkrankungen des Zentralnervensystemes und des peripheren Nervensystemes gewidmet, wobei differentialdiagnostisch zwischen primären Erkrankungen und sekundären unterschieden wird. Beim Hund treten eher Erkrankungen des ZNS in den Vordergrund, als Erkrankungen der peripheren Nerven. Für eine erfolgreiche Behandlung ist eine exakte Diagnose von entscheidender Bedeutung. Bei den neurologischen Untersuchungen ist im wesentlichen zwischen Unfallscausalitäten, Tumore, Enzephalitiden, metastasischen Bakteriämien, Infektionen mit Toxoplasmen, mit Staupeviren und Vergiftungen zu unterscheiden. Ebenso muß der Sitz der Erkrankung, ob im Rückenmark, im Groß- oder Stammhirn lokalisiert werden. Die topographische Diagnose (die Bestimmung des genauen Ortes, an dem die Erkrankung lokalisiert ist) gestaltet sich mitunter beim Hund als schwierig, besonders bei septikämischen Prozessen und metastierenden Tumoren. Im Zweifelsfalle wird eine entsprechende Computertomographie Aufschluß bringen. Bei der Enzephalomyelitis ist es vorerst kaum möglich, Störungen der Reflexe, der Motilität und Sensibilität einem exakten, lokalen Sitz zuzuordnen. Einseitige Lähmungen von Gehirnnerven, wie z.B. des Trigeminusnerves deuten auf periphere Nervenschädigung hin. Beidseitigkeit deutet auf eine Störung im Inneren des Hirnschädels hin. Bei infektiösen Prozessen wird man aus dem Gesamtbild (Zustand der restlichen Organe) und aus vorliegendem Blutbild erkennen, daß es sich ausschließlich um einen erregerinduzierten Vorgang handelt, da bei infektiös getriggerten Erkrankungen des ZNS auch die klinische Chemie entsprechende Entzündungswerte aufweist, bzw. die Organwerte entsprechende pathologische Veränderungen aufzeigen, die allerdings bei primären und congenitalen Erkrankungen des ZNS nicht vorliegen. Ebenfalls können schwere Parasitosen bei Junghunden eine Erkrankung des Zentralnervensystemes vortäuschen bzw. bestimmte Organerkrankungen und bestimmte endokrine Störungen.
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